Einfach mal machen. Die andere Seite
Der Vater von Erika ist ein Maya Heiler. Er ist natürlich auch noch Schreiner, Landwirt, Händler, Kardamom, Kakao Experte und vieles mehr. Nur Tuck Tuck fährt er nicht.
Und er ist ein anerkannter Heiler im Dorf. Die Menschen gehen zu ihm, um eine Zeremonie zu machen, wenn z.B. eine Brücke eingeweiht wird, ein Haus fertiggestellt wurde oder ein Kind 40 Tage alt geworden ist. Es gibt hier in Cahabon eigentlich für jedes Ereignis eine Zeremonie abzuhalten. Vor der kirchlichen Taufe wird auf jeden Fall eine Zeremonie durchgeführt.
Ein paar Tage nach meinem Unfall sprach mich also Alhan an, ob ich daran gedacht hätte meine Schatten von dem Maya Heiler beseitigen zu lassen. Das wäre wichtig, da sonst diese Schatten mein weiteres Leben beeinflussen würden.
Mein erster Gedanke. Auf diesen Hokuspokus kann ich gut verzichten. Ich glaube nicht an Gott. Warum sollte ich dann dem Heiler glauben, das er einen Schatten von dem ich gar nicht so sicher bin ob er überhaupt existiert, von mir nehmen kann. Innerlich habe ich mich lustig gemacht. Und ganz ernsthaft, nachdem ich an der Zeremonie teilnehmen durfte, schäme ich mich wirklich dafür.
Das gewählte Bild im Header ist ein Symbolbild. Diese Zeremonie zu fotografieren wäre mir falsch vorgekommen. Sie hatte etwas sehr persönliches und tief spirituelles. Persönlich und spirituell für mich und für den Heiler.
Was hat es also mit der Zeremonie auf sich? Zuerst einmal: Die Zeremonie ist nicht eine Aktion, sondern beinhaltet 5 Elemente. Drei Mal kam der Heiler in meinen Raum und hat mich „geräuchert“. Beim Dritten Mal hat er Äste unter meine Matratze gelegt. Mich mit Copal bestrichen und dann als vierte Aktion das Copal in einer Zeremonie in die Stelle des Flusses geworfen an der ich ins Wasser gefallen bin. Zu dieser Aktion durfte ich nicht mitkommen. Alhan hat ihn zu diesem Ort gefahren. Ich weis nicht was wirklich was dort geschehen ist, denn darüber wurde nicht gesprochen. Und als fünfter Teil der Zeremonie wurde 1 Pfund Copal oder Pom wie die Leute hier sagen verbrannt. Da alles was gesagt wurde auf Qechi passiert ist, kann ich nicht sagen, welche Worte gesprochen wurden. Doch auch wenn ich die Worte nicht übersetzen konnte so habe ich die Intensität am eigenen Leib gespürt. „Es“ hat etwas mit mir gemacht. Und ich hatte und habe immer noch das Gefühl, das sich etwas verändert hat. Ich fühle mich besser als vorher.
Mein Fazit für heute: Wenn ich mich auf unbekanntes einlasse und meinen Kopf ausschalte, dann kann ich Dinge erleben, die mir sonst nicht möglich wären. Glaubenssätze loslassen hilft. Mein Glaubenssatz war: Alles Humbug, hat mit Wissenschaft nichts zu tun, kann man nicht erklären ist also Nonsens. Doch wenn ich mich nicht eingelassen hätte, wäre mir eine wunderbare Erfahrung entgangen. Mich haben die Spiritualität und Verwurzelung der Menschen mit dem Leben und der tiefe Glaube und das Vertrauen in etwas das mir so fremd ist, sehr beeindruckt.